#1 Akzeptanz & Reframing als Helfer zur Krisenbewältigung
Das Leben ist kein Wunschkonzert und stellt uns immer wieder vor Herausforderungen. Nicht immer können wir steuern, was auf uns zukommt. Dennoch ist es möglich zu lernen, besser mit negativen Situationen umzugehen.
Der Alltag stellt uns Menschen immer wieder vor Herausforderungen. Ob Stress in der Arbeit, Probleme in einer Beziehung, unerwartete Ereignisse oder Schwierigkeiten im Umgang mit uns selbst – früher oder später finden wir uns alle einmal in Situationen wieder, die in uns unangenehme Gefühle und Gedanken hervorrufen. Die entscheidende Frage ist dann, wie wir damit umgehen. Dabei spielt nicht nur unsere Veranlagung und generelle Belastbarkeit eine Rolle. Vielmehr können wir durch die gezielte Veränderung unserer Denkmuster lernen, die negativen Auswirkungen von schwierigen Phasen auf unser Gemüt und unsere Psyche zu mildern.
Für Anton Dicketmüller – Coach für „The Work nach Byron Katie“ und Allgemeinmediziner – beginnt dieser Prozess in unserem eigenen Kopf. Man müsse erkennen, dass die Wirklichkeit in unserem Bewusstsein nicht mehr und nicht weniger als unsere eigene Geschichte der Wirklichkeit ist. Demnach beeinflusst unsere Einstellung zu einer Situation auch ganz wesentlich unsere Wahrnehmung der Realität.
Die Macht des Reframing
Soweit so gut, doch wie schaffen wir es, unsere Sichtweise auf die Dinge derart neu zu programmieren? Ein sehr nützlicher Ansatz dazu stammt von der US-amerikanischen Bestsellerautorin und Lehrerin Byron Katie. Mit „The Work“ gelang es ihr, einen kraftvollen Gedankenprozess zu entwickeln, der uns dabei helfen soll, einschränkende und Stress verursachende Gedanken und Glaubenssätze zu identifizieren, zu überprüfen und dadurch unsere Perspektive nachhaltig zu verändern. Ganz wesentlich ist es dabei „Dinge zu reframen – in einem anderen Lichte zu sehen und die Gedanken und die eigene Geschichte dazu zu hinterfragen“, so Dicketmüller.
Man beginnt, indem man zunächst das negativ behaftete Thema klar ausformuliert. Im nächsten Schritt bietet „The Work“ vier zentrale Fragen an, welche schriftlich zu beantworten sind und schrittweise dabei unterstützen, sich eine neue Sicht der Dinge anzueignen.
Mit 4 zentralen Fragen zur neuen Perspektive
- Ist das wahr?
- Kann ich mir absolut sicher sein, dass das wahr ist?
- Wie reagiere ich, wenn ich diesen Gedanken glaube?
- Wer wäre ich ohne diesen Gedanken?
Als Beispiel spielt Dicketmüller diesen Prozess anhand eines vielen Menschen vermutlich bekannten Problems durch: „Ich bin wütend auf meinen Freund, weil er mir nicht zuhört.“ Nun ist man gefordert, sich bewusst noch einmal emotional und möglichst präzise in die Situation zurückzuversetzen, welche diese Wahrnehmung verursachte. Im nächsten Schritt beginnt man, die vier zentralen Fragen zur vorliegenden Situation durchzugehen. Er hört mir nicht zu. (1) Ist das wahr? (2) Kann ich das wirklich wissen? (3) Was tue ich mir und uns an, wenn ich in diesem Film bin? (4) In weiterer Folge gilt es, sich bewusst zu machen, wie sich die Situation darstellen würde, wenn man sie ohne dem Filter, der Freund höre einem nicht zu, betrachtet. Der Fokus liegt dabei während dem gesamten Prozess immer auf der Aussage, die das negative Gefühl verursacht hat. Das Gefühl selbst jedoch wird dabei niemals in Frage gestellt.
Hat man die vier zentralen Fragen zur ursprünglichen Wahrnehmung hinreichend beantwortet, beginnt man im nächsten Schritt nach Umkehrungen zu suchen. Man stellt sich also ganz bewusst gegenteilige Wahrnehmungen der Situation vor. Danach beginnt man, sich durch eine Art Meditation soweit und solange in die Situation mit abgeänderten Parametern hineinzuversetzen, dass sich die Umkehrung in einem selbst stimmig und wahr anfühlt. Um zum obigen Beispiel zurückzukehren, könnte eine Umkehrung zum Beispiel lauten „Mein Freund hört mir irgendwie doch zu“.
Neue Perspektiven entwickeln
Durch das geistige Durchleben von Spiegelbildern der Ursprungswahrnehmung eröffnen sich nach und nach neue Perspektiven und Blickwinkel. Die Beziehung zu einem Problem oder einer Aussage verändere sich ebenso wie der Blick auf die Welt und sich selbst, versichert Dicketmüller. Um mit dieser Methode Erfolg zu haben, sei es aber notwendig, sich auf das Ritual einzulassen und nicht nur zu versuchen, mental zu verstehen, was gemeint ist. „Durch die mehrmalige Erfahrung des gesamten Prozesses“, so der langjährige „The Work“-Coach weiter, „erkennt man schnell die heilsame Wirkung“.
Spannend an der „The Work“-Methode ist auch, dass man diese grundsätzlich auch alleine und ganz ohne Coaching erlernen kann. Auf der Homepage findet man dazu kostenlos ebenso ausführliche wie leicht verständliche Anleitungen der einzelnen Schritte samt praktischen Beispielen und Hilfestellungen. So ist die Hemmschwelle sich auf den Prozess einzulassen auch nicht so groß, wenn sich das nächste Mal die eigene Gedanken- und Gefühlswelt auf Kriegsfuß mit der Realität begibt.