#23: Der Sinn des LebensIn unseren Köpfen findet das wahre Leben statt. Dort sind die Gedanken, die uns stark machen und auch die Stimmen, die uns kleinreden wollen. Mentaltrainer Lars Amend über Chancen, Werte und den Sinn des Lebens.

19/1/23 ·

„Das Leben ist nicht kompliziert – wir sind es! Das Leben ist einfach, und das Einfache ist stets das Richtige“, dieses Zitat stammt von Oscar Wilde und trifft laut Mentaltrainer Lars Amend den Nagel auf den Kopf: „Das Einfache am Leben ist tatsächlich, dass wir den größten Sieg, den wir jemals einfahren werden, bereits in der Tasche haben; nämlich am Leben zu sein“. Während wir täglich nach Erfolg und Glück streben, vergessen wir oft etwas Wesentliches: „Alles was während des Lebens passiert, ist nur die Kirsche auf der Torte. Die Torte haben wir längst.“

 

Als Mensch hat man den Jackpot bereits geknackt

Denn es ist beispielsweise wesentlich wahrscheinlicher, sechsmal in Folge im Lotto zu gewinnen, als als Mensch geboren zu werden. Wenn man sich dann auch noch vor Augen führt, dass man im sicheren Mitteleuropa auf die Welt gekommen ist, sollte man doch eigentlich glücklich und zufrieden sein. Wenn wir uns dessen jeden Tag bewusst wären, wäre der Rest einfach. In Wirklichkeit wachen wir jeden Morgen auf und denken, wir wären und hätten nicht genug. Wir glauben immer, es gäbe Menschen, die besser, intelligenter und schöner wären als wir und dadurch befinden wir uns in einem permanenten Stadium der Frustration.

 

Im Leben gibt es kein absolutes Richtig oder Falsch

Allerdings gibt es ein subjektives Richtig oder Falsch. Das heißt, was für den einen richtig oder falsch ist, muss nicht für einen anderen dasselbe bedeuten. Um ein gutes Leben führen zu können, sollten der Alltag und das persönliche Wertesystem im Einklang sein. Wenn einem beispielsweise die Werte Familie, Freiheit und Natur wichtig sind, man jedoch in der Stadt wohnt, Single ist und 12 Stunden pro Tag arbeitet, stimmt man mit seinem persönlichen Wertesystem nicht überein. So ist es schwierig, ein zufriedenes und für einen selbst erfolgreiches und „richtiges“ Leben zu führen.

 

Wir sind uns unserer eigenen Werte nicht immer bewusst

Uns wird von klein auf eingetrichtert, wie ein gutes, erfolgreiches und glückliches Leben aussehen soll. Wer also einen anderen Weg gehen möchte, muss in der Regel schon ein großes Vertrauen in sich selbst haben. Wir alle haben diese leise, innere Stimme in uns, die uns verrät, welchen Weg wir gehen wollen. Bei all dem Lärm, dem wir jeden Tag ausgesetzt sind, haben wir leider verlernt, sie zu hören. Ruhe hilft uns. Wenn wir meditieren, können wir die Stimme wieder hören.

 

Es ist wichtig, seine Werte immer wieder zu hinterfragen

Unsere Werte wandeln sich und unserer Prioritäten verschieben sich. Wer als Teenager die gleichen Gespräche führt wie Mitte 30, ist in seiner Entwicklung nicht wirklich vorangekommen. Daher ist es wichtig, sich immer wieder zu hinterfragen. Wenn du im hohen Alter zurückblickst und nichts bereust, kannst du von einem gelungenen Leben sprechen. Dabei müssen freilich nicht alle deine Träume in Erfüllung gegangen sein, doch du solltest nicht das Gefühl haben, etwas versäumt oder Chancen verpasst zu haben. Denn auch, wenn nicht alles immer gelingt; sobald man etwas mit ganzem Herzen verfolgt, öffnen sich Türen und Menschen treten in dein Leben, die dir dabei helfen können, deine Wünsche und Ziele zu erreichen.

 

Ändere deine Perspektive und du änderst deine Welt

Konzentriere dich auf das, was schon da ist. Wenn uns etwas Unangenehmes oder Ärgerliches passiert, überschattet das oft alles andere. Wir vergessen dabei, dass es uns sonst eigentlich gut geht: Wir mögen unseren Job, haben eine liebevolle Familie und einen tollen Freundeskreis … alles Dinge, die schon da sind. Führen wir uns also immer wieder das Gesamtbild unseres Lebens vor Augen, lassen wir uns von kleinen Unannehmlichkeiten nicht unsere Positivität verderben.

 

Jeden Augenblick im Bewusstsein eines ganzen Lebens leben und mit Absicht glücklich sein

In anderen Worten; man soll jeden Moment bewusst wahrnehmen, aber nicht immer bewerten. Einfach den Espresso genießen, oder das Gespräch und an nichts anderes denken als an den jeweiligen Augenblick selbst. Und dabei soll man sich vor Augen halten, dass es immer temporäre Phasen gibt, die nicht optimal laufen. Das sind auch Momente, die wieder vergehen. Wir können diese so akzeptieren, wie sie sind und uns ganz konkret überlegen, was wir tun können, damit diese Phase auch ein Ende hat. Und dabei können wir mit voller Absicht glücklich sein. Wie das geht? Indem wir uns jeden Morgen daran erinnern, dass wir aufgewacht sind und dass es uns einigermaßen gut geht. Wir nehmen alles bewusst wahr, was wir tun. Wir genießen zum Beispiel jeden einzelnen Schluck unseres Morgenkaffees und sind dankbar. Und so machen wir es mittags mit einer leckeren Speise, nachmittags beim Small-Talk mit den Kollegen, wenn wir eine nette SMS bekommen, wenn wir im Supermarkt alles bekommen, was auf der Liste steht – den ganzen Tag mit voller Absicht.